Schamanismus und Christentum

Der im Hochland Perus wirkende belgische Benediktiner Simon Pedro Arnold erzählt, wie die Dorfbewohner einen Jungen mit einem schizophrenen Schub bei ihm vorbei bringen mit der Bitte um Heilung. Er macht ein Ritual, dieses hilft dem Jungen nicht, also schickt er ihn zu Don José, dem Yatiri, dem Aymara-Dorfschamanen, gleichzeitig Simon Pedros bester Freund im Dorf. Auch dieser macht ein Ritual, welches dem Jungen ebenso wenig hilft. Da beschliessen die beiden, zusammen ein Ritual zu gestalten für den Jungen. Dieses heilt ihn.

Abgesehen davon, dass man in unserer Kultur weder zum Schamanen noch zum Priester ginge, sondern zum Arzt resp. zum Psychiater, ist diese Erfahrung für mich zum wegleitenden Beispiel geworden, dass das Zusammenfliessen der beiden Herangehensweisen, der beiden Kulturen, den Jungen geheilt hat.

Ich bin der Überzeugung, dass wir in der heutigen Zeit kein Entweder-Oder brauchen, sondern ein Sowohl-Als auch.

Die Entdeckungen der Naturwissenschaften legen dies nahe, der Physiker Niels Bohr hat es vor über 90 Jahren belegt mit der Beobachtung, dass Licht sowohl als Teilchen als auch als Welle beobachtet werden kann, obwohl das eine das andere eigentlich ausschliesst (Komplementarität). Somit schliessen sich auch für mich Christentum und schamanische Herangehensweisen nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen und befruchten sich, wirken heilsam und sogar heilend.